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Die Spionin der Krone (-oder: Das Jungfrauenspiel)

Historischer Roman | Intrigen und Machtspiele zu Zeiten der Tudors – perfekte Unterhaltung für Fans von Rebecca Gablé

©2024 445 Seiten

Zusammenfassung

Für Fans der Serienhits »Die Tudors« und »Reign«: Eine junge Mutter, die in gefährliche Machtspiele verstrickt wird.

England im 16. Jahrhundert. Seit ihrer waghalsigen Flucht vor einem Urteil der englischen Krone verspürt Marianna nur einen einzigen brennenden Wunsch: Ihren kleinen Sohn, den sie zurücklassen musste, endlich wieder in die Arme zu schließen. Doch dafür will man sie zur Spionin von Elizabeth I. machen. Wenn sie ihr Kind jemals wiedersehen will, muss sie den berüchtigten »Greifen« aufspüren, der als Meister der Spionage gilt. Schon bald ist Marianna in einem gefährlichen Spiel gefangen, in dem sie nicht mehr weiß, wer noch Freund oder vielleicht längst schon ihr Feind ist …

»Die Romane von Sandra Lessmann sind immer wieder ein Erlebnis, das einen stundenlang gefangen nimmt und einen die Welt um sich herum vergessen lässt.« www.literaturmarkt.info

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

England im 16. Jahrhundert. Seit ihrer waghalsigen Flucht vor einem Urteil der englischen Krone verspürt Marianna nur einen einzigen brennenden Wunsch: Ihren kleinen Sohn, den sie zurücklassen musste, endlich wieder in die Arme zu schließen. Doch dafür will man sie zur Spionin von Elizabeth I. machen. Wenn sie ihr Kind jemals wiedersehen will, muss sie den berüchtigten »Greifen« aufspüren, der als Meister der Spionage gilt. Schon bald ist Marianna in einem gefährlichen Spiel gefangen, in dem sie nicht mehr weiß, wer noch Freund oder vielleicht längst schon ihr Feind ist …

Über die Autorin:

Sandra Lessmann, geboren 1969, lebte nach ihrem Schulabschluss fünf Jahre in London. Zurück in Deutschland studierte sie in Düsseldorf Geschichte, Anglistik, Kunstgeschichte und Erziehungswissenschaften. Anschließend arbeitete sie am Institut für Geschichte der Medizin; ein Thema, dass sie ebenso wie ihre Englandliebe in ihre historischen Romane einfließen ließ.

Sandra Lessmann veröffentlichte bei dotbooks auch ihren historischen Roman »Die Kurtisane des Teufels« sowie ihre historische Krimireihe um »Pater Jeremy«.

Die Website der Autorin: www.sandra-lessmann.de

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eBook-Neuausgabe Oktober 2024

Dieses Buch erschien bereits 2007 unter dem Titel »Das Jungfrauenspiel« bei Droemer

Copyright © der Originalausgabe 2007 Droemer Verlag. Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München

Copyright © der Neuausgabe 2024 dotbooks GmbH, München

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Montasser Medienagentur, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/StockNick, Vladimir Mulder, Master 1305

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (vh)

ISBN 978-3-98952-203-9

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Sandra Lessmann

Die Spionin der Krone

Roman

dotbooks.

Erstes Kapitel

November 1583

Der kleine Segler wiegte sich gemächlich im leichten Wellengang des Hafens von Calais. Ein starker Geruch nach Fisch, Tang und Salz lag in der Luft. Das Geschrei der Möwen, die auf der Suche nach Abfällen tief über das Wasser glitten, verband sich mit den rauhen Stimmen der Seeleute. Es herrschte rege Betriebsamkeit. Fässer wurden über das steinerne Pflaster gerollt, Kisten und Bündel zu wartenden Booten geschleppt.

Roger Ashton nahm die Hände seiner Gemahlin und drückte sie herzlich.

»Seid Ihr sicher, dass Ihr diese gefährliche Reise auf Euch nehmen wollt, meine Liebe? Noch ist Zeit, Eure Meinung zu ändern.« Marianna Ashtons grüne Augen hoben sich zu dem Gesicht ihres Mannes. Entschieden schüttelte sie den Kopf.

»Bitte versteht doch! Von dem Moment an, als sie mir Nathaniel weggenommen haben, suche ich nach einem Weg, ihn zurückzubekommen. Ich will nicht, dass er eines Tages seine Mutter vergisst. Ich bin Euch ins Exil gefolgt, weil ich glaubte, Ihr wüsstet Rat.« Er senkte die Lider. »Es tut mir leid. Wenn ich geahnt hätte, dass man Euch Nat fortnehmen und ihn in die Obhut meines Vetters geben würde, hätte ich euch früher zu mir geholt.«

»Ich gebe Euch keine Schuld. Aber ich muss einen Versuch unternehmen, Nat aus England herauszubringen. Auch wenn er nicht – «

Ashton unterbrach sie. »Schon gut, Ihr braucht nichts weiter zu sagen. Ihr wisst doch, dass ich Euch längst vergeben habe. Trotzdem habe ich Angst um Euch. Walsinghams Spitzel sind überall. Wenn man Euch erkennen sollte ...«

Beschwichtigend legte Marianna die Hand auf den Arm ihres Gatten.

»Ich habe doch einen Pass auf einen anderen Namen. Niemand rechnet damit, dass ich nach England zurückkehre.«

»Es wäre meine Pflicht als Euer Herr und Beschützer, Euch auf dieser Reise zu begleiten.«

»Nein! Ihr wisst sehr gut, dass es unvernünftig wäre. Wenn man Euch in England aufgreift, wird man Euch wegen Hochverrats hinrichten. Mir als Frau werden sie dagegen nichts tun. Wünscht mir Glück, mein Gemahl.«

»Ich werde hier in Calais auf Eure Rückkehr warten. Möge Gott Euch schützen!«

Nur widerwillig ließ Roger Ashton die Hände seiner Gemahlin los und wandte sich an den Diener, der mit einem Bündel über der Schulter hinter ihr stand.

»Christopher, achte gut auf deine Herrin! Ich vertraue dir ihre Sicherheit an. Enttäusche mich nicht!«

Der große, kräftig gebaute, junge Mann neigte leicht den Kopf. »Ja, Sir!«

Christopher war sich der Verantwortung wohl bewusst. Er diente seinem Herrn bereits von Kindheit an und verehrte dessen Gemahlin.

Marianna Ashton wandte sich ohne ein weiteres Wort von ihrem Gatten ab, winkte ihrer Magd Judith und ließ sich von dem Diener an Bord helfen. Der Segler würde sie und einige andere Passagiere zu dem Postschiff bringen, das in tieferem Gewässer vor Anker lag. Roger Ashton blieb noch lange auf der Mole stehen und beobachtete, wie das Schiff die Segel setzte, den Anker lichtete und langsam den Hafen verließ. Erst als es nur noch ein heller Fleck am Horizont war, riss er sich von dem Anblick los und suchte eine der Kirchen der kleinen Stadt auf, um für Mariannas sichere Rückkehr zu beten.

Als Ashton das Gotteshaus verließ, begann es bereits zu dunkeln. Vom Meer her wehte ein kalter Wind, der durch den dicken Wollstoff seines Umhangs drang und ihn trotz der reichlich vorhandenen Fettpolster erzittern ließ. Seine Gedanken wanderten wieder zu seiner Frau und ihrem Vorhaben. Erneut durchlief ihn ein Schauer, für den nicht die Kälte verantwortlich war. Vielleicht hätte er energischer versuchen sollen, sie davon abzuhalten. Aber Marianna hatte von jeher einen Dickkopf besessen, gegen den anzukämpfen ihm oftmals zu mühsam gewesen war. Aus Bequemlichkeit hatte er ihr zu viel durchgehen lassen. Andererseits war sie dank ihrer Entschlossenheit auch ohne ihren Gatten zurechtgekommen, als dieser nach der Rebellion der nordenglischen Grafen ins Exil gegangen war. So jung Marianna damals gewesen war, sie hatte sich in ihrer nicht gerade beneidenswerten Lage als Frau eines Hochverräters behauptet und sich von den Vertretern des Staates, die sie schikaniert hatten, nicht einschüchtern lassen. Ashton hätte es ihr nicht übelgenommen, wenn sie ihren Gatten für die verzweifelte Lage, in die er sie gebracht hatte, von ganzem Herzen gehasst hätte. Zu seinem Erstaunen tat sie es nicht, hatte es nie getan. Es mochte keine Liebe zwischen ihnen gegeben haben – das hatte er bei dem erheblichen Altersunterschied auch nicht erwartet –, doch sie hatten einander mit Achtung und Verständnis behandelt. Die wenige Zeit, die Roger Ashton während seiner vierzehnjährigen Ehe mit seiner Gemahlin verbracht hatte, war das Beste, was ihm je passiert war. So war es ihm nicht schwergefallen, über Mariannas wenige Fehltritte hinwegzusehen. Er gab sich selbst die Schuld. Schließlich hatte er sie im Stich gelassen, um sich einer von vornherein zum Scheitern verurteilten Rebellion gegen die Königin von England und ihre Minister anzuschließen. Nun war es Marianna, die sich in ein gefährliches Vorhaben stürzte, und er brachte es nicht übers Herz, sie zurückzuhalten. Eine heimliche Reise nach England erforderte allerdings eine sorgfältige Planung. Die englischen Hafenstädte wimmelten von Spitzeln, denn die mächtigen Männer am Hof Elizabeths lebten in ständiger Angst vor Verschwörungen gegen ihre Königin. Roger Ashton selbst hätte es nicht wagen können, die Insel zu betreten, ohne Verhaftung, Kerker und eine barbarische Hinrichtung zu riskieren. Seine Gattin dagegen würde kaum Verdacht erregen. Mit einem gefälschten Pass ausgestattet, den sie von einem im Exil lebenden Engländer erstanden hatten, konnte sie sich sicher fühlen. Nun blieb Ashton nichts anderes übrig, als zu warten und zu beten. Tief in Gedanken versunken ging er durch die schlecht beleuchteten Gassen des Küstenstädtchens. Die Geräusche des Hafens hinter ihm wurden vom Wind verweht, der einen Geschmack von Salz auf den Lippen zurückließ. Die Gasse, die zu der Herberge führte, in der er wohnte, stieg ein wenig an, und die leichte Anstrengung nahm ihm bereits den Atem. Ein Gefühl von Enge zog sich um seine Brust und strahlte in seinen linken Arm aus. Er musste stehen bleiben, um Luft zu schöpfen. Das Alter!, dachte er zerknirscht. Dabei hatte er gerade erst sein fünfzigstes Jahr vollendet. Vielleicht war es aber auch seine Schwäche für gutes Essen. Marianna hatte ihn stets wegen seines kräftigen Appetits geneckt. Nun rächte sich die sündige Völlerei. Er musste in Zukunft wohl oder übel kürzertreten!

Ashtons rasselnder Atem übertönte die Schritte der drei Männer, die sich ihm von hinten näherten. Er hörte sie nicht kommen. Plötzlich wurde er an beiden Armen gepackt und gegen eine Hauswand geschleudert. Ashtons Hand tastete nach dem Griff seines Degens. Es gelang ihm noch, die Waffe halb aus der Scheide zu ziehen, als ein Fausthieb in den Magen seine Gegenwehr im Keim erstickte. Röchelnd krümmte er sich zusammen und schnappte nach Luft. Sein Herz raste. Seine Arme wurden auf seinen Rücken gezwungen, ein Seil schnitt in das Fleisch seiner Handgelenke und schnürte sie zusammen. Nun war er völlig wehrlos. Mit schreckgeweiteten Augen nahm er die Gesichter der drei Männer in sich auf, die ihn umstanden. Eines von ihnen gehörte dem Exilanten, der den Pass für Marianna gefälscht hatte.

»Was wollt Ihr von mir?«, stieß Ashton hervor, obwohl er die Antwort bereits kannte. Sie waren einem englischen Spion auf den Leim gegangen!

Wortlos starrten die Männer ihren Gefangenen an.

»Ich bitte Euch, lasst mich gehen!«, flehte Ashton.

Einer der Männer stopfte ihm einen schmutzigen Lappen in den Mund, ein anderer holte einen Leinensack hervor und zog ihn dem vor Angst bebenden Gefangenen über den Kopf, damit er nicht sah, wohin man ihn brachte. Roger Ashton wusste es auch so. Allem Anschein nach war er dazu verdammt, in die Fußstapfen Dr. John Storys zu treten, der im Auftrag William Cecils, Lord Burghley, entführt und in England hingerichtet worden war. Und die ahnungslose Marianna lief in eine Falle!

Zweites Kapitel

Der Regen prasselte gegen die Glasrauten des Fensters. Gedankenverloren zeichnete Marianna die Bleiruten, die die Scheiben zusammenhielten, mit der Fingerspitze nach. Der Schemel, auf dem sie saß, war wie der Rest der spärlichen Einrichtung von langem Gebrauch abgenutzt, der Boden von zweifelhafter Sauberkeit und das Laken des Bettes grau und fleckig. Marianna störte sich nicht daran. Sie hatte die Herberge am Rande von Dover aufgrund ihrer Abgeschiedenheit gewählt, Reinlichkeit und Güte des Essens waren zweitrangig. Hier stiegen weitaus weniger Durchreisende ab als in dem Küstenstädtchen selbst, allerdings erschienen ihr einige der Gäste etwas anrüchig, so dass Marianna oder ihre Magd nur selten die Kammer verließen, in die sie sich eingemietet hatten. Sie lag im zweiten Stock des Fachwerkhauses und war über eine den Innenhof überschauende Galerie erreichbar.

Marianna war in Gedanken bei ihrem Diener. Während sie mit Judith in der Nähe von Dover zurückgeblieben war, hatte sich Christopher allein zum Anwesen Hugh Simpsons, dem Vetter ihres Gatten, begeben. Seine Herrin hatte ihm genug Geld mitgegeben, um einen Knecht oder eine Magd zu bestechen und so in Nathaniels Nähe zu gelangen. Wenn Christopher dem Knaben erklärte, dass seine Mutter ihn geschickt habe, würde dieser ihm sicher folgen, und sie würden beide auf dem schnellsten Weg nach Dover zurückkehren. In ein paar Tagen konnten sie alle bereits wieder auf einem Schiff nach Frankreich sein. Marianna betete für ein gutes Gelingen des gefährlichen Vorhabens.

Der Regen hatte nachgelassen. Auf dem Pflaster des Innenhofs erklang der Hufschlag mehrerer Pferde. Trotz der späten Stunde war offenbar noch eine Reisegruppe eingetroffen. Neugierig erhob sich Marianna, öffnete die Kammertür und trat auf die im Dunkeln liegende Galerie hinaus. Judith tat es ihr nach. Unten im Hof stiegen im Schein der Pechfackeln fünf Männer aus den Sätteln ihrer Pferde. Drei von ihnen waren, ihrer Kleidung nach zu urteilen, Gentlemen, die von zwei Dienern begleitet wurden. Pferdeknechte eilten pflichteifrig herbei, um die Tiere in Empfang zu nehmen, die infolge des Regens in ebenso traurigem Zustand waren wie ihre Reiter. Dennoch war die Laune der Männer ungetrübt, sie lachten und riefen sich grobe Scherze zu. Der Gastwirt bat sie mit einladender Geste in den Schankraum, damit sie sich vor dem Kaminfeuer aufwärmen konnten. Bald kehrte wieder Ruhe auf dem Innenhof der Herberge ein.

Mit einem besorgten Stirnrunzeln zog sich Marianna, gefolgt von Judith, in ihre Kammer zurück. Je mehr Leute sich in der Absteige einfanden, umso größer war die Gefahr, dass sie erkannt wurde. Es war sicherer für sie, wenn sie in dem kleinen Zimmer blieb, so unangenehm dies auch sein mochte.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Erscheinungsjahr
2024
ISBN (eBook)
9783989522039
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2024 (Oktober)
Schlagworte
Historischer Roman Roman Tudorzeit Elizabeth I. Roman Großbritannien historischer Roman 16. Jahrhundert Roman Rebecca Gablé Philippa Gregory Elizabeth Chadwick Neuerscheinung eBook
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Titel: Die Spionin der Krone (-oder: Das Jungfrauenspiel)