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Das kleine Hotel unter Mandelblüten - oder: Küsse unter Mandelblüten

Roman | Ein sommerliches Lesevergnügen mit Spritz und Humor

©2023 227 Seiten

Zusammenfassung

Mallorca, mi amor

Schluss mit treulosen Männern und Hamburger Nieselgrau – und höchste Zeit für Sonne, Meer und Himmelblau! Spontan steigt Fanny in den Flieger, um auf Mallorca ihren Liebesfrust zu vergessen. Doch das Chaos bleibt ihr auch bei ihrem Sommerjob im Traumhotel Carrossa treu und die Fettnäpfchen stehen Spalier: zum Beispiel, als sie dem etwas in die Jahre gekommenen Casanova Kai und dessen überbehütender Mutter Helga begegnet, die nicht ansatzweise ahnt, womit ihr Sohn sein Geld verdient. Oder dem teuflisch attraktiven Hotelierssohn Jesus Angel – ein Playboy mit Vorliebe für Zimmer 216. Von ihm sollte sich Fanny um jeden Preis fernhalten, aber die Schmetterlinge in ihrem Bauch scheinen das ganz anders zu sehen … und dann steht plötzlich eine rauschende Feier im Hotel an, bei der die Karten noch einmal ganz neu gemischt werden!

Ein turbulenter Urlaubsroman für alle Fans von Karin König und Mirjam Schweigkofler.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Mallorca, Hotel Serena Mar

Gott muss tierisch gute Laune gehabt haben, als er Mallorca erschuf.

So ein alberner Gedanke.

Aber einer, der sich jeden Morgen in seinen Kopf schlich, wenn er aus dem Fenster sah – in einen mit Schäfchenwolken betupften, geradezu unverschämt blauen Himmel, in silberglänzende Olivenbäume, in den zögerlichen Rest der zartrosa Mandelblüte. Ins Paradies.

Jeden Morgen hatte Sebastian diesen Gedanken, und er lächelte dabei. Er stellte sich dann immer einen grummeligen Gott mit Vollbart vor, der an Sibirien, Grönland und Island herumknetete, bis ihm entweder Petrus oder der Erzengel Gabriel auf die göttliche Schulter klopfte und sagte: »Ein bisschen freudlos, was du da gerade erschaffst. Mach doch zur Abwechslung mal wieder was richtig Schönes. Etwas mit Sonne und Palmen und Meer.«

Und Gott erkannte, dass beide recht hatten. Er überlegte kurz, lächelte, machte sich an die Arbeit – und bastelte Mallorca. Und das Hotel Serena Mar auf einem sanften Hügel der Llevanten im Nordosten der Insel. Sebastians Arbeitsplatz. Seine sechs Richtigen im Lotto. Mit Superzahl.

Klirrrrrrklirrrrrrklirrrrrr! Schepper! Ein spitzer Schrei.

Sebastian zuckte zusammen. Und er musste wieder lächeln, als ihm eine zweite Redensart durch den Kopf schoss: Was kostet mich dieses Geräusch? Das hatte seine Großmutter immer gerufen, wenn er als kleiner Junge durch Haus und Garten getobt war und dabei etwas Zerbrechliches umgerissen hatte. Er hatte diese Frage immer gefürchtet, denn wenn es etwas richtig Teures war oder ein geliebtes Erbstück, das in Scherben vor ihm lag, schreckte sie vor einem Klaps auf die Wange nicht zurück. Keiner allerdings, der ihm besonders wehtat, dafür liebte sie ihn viel zu sehr. Ein mild vorwurfsvolles »Die Scherben fegst du bitte wieder auf«, gefolgt von einem besorgten: »Aber pass auf, dass du dich nicht daran schneidest.« Dann war alles wieder gut.

Wie an diesem Frühlingsmorgen.

Sebastian legte die Mallorca-Zeitung, in der er gerade die Stellenanzeigen von Jobsuchenden studiert hatte, zur Seite, stellte seinen Caffè Macchiato mit Schaumherz auf dem Bar-Tresen ab und ging die wenigen Schritte in den neu angebauten, sonnigen Frühstücksraum hinüber. Die raumhohen Glasfenster, die man bei entsprechenden Temperaturen einfach zur Seite rollen konnte, gaben den Blick auf die Landschaft frei. Und auf einen Orangenbaum, den er schon als Kind geliebt hatte. Weil es da, wo er geboren war, so etwas nicht gab. In Ostwestfalen nämlich. Da lagen Orangen in den Supermarktregalen, und viel zu oft waren sie klein und sauer. Dass man sie einfach und immer süß vom Baum pflücken konnte, hatte ihn schon als kleinen Butsche fasziniert, wenn er mit seinen Eltern und seinem Bruder Moritz auf Mallorca war. Genau hier auf dem weitläufigen Serena-Mar-Gelände, auf dem damals noch ein sehr renovierungsbedürftiges Herrenhaus und ein paar halb verfallene Ställe standen, hatten sie die tollsten Ferien verbracht. Die Eltern hatten die Finca für einen Schnäppchenpreis ergattert, für den eigenen Urlaub und für Freunde. An ein 5-Sterne-Hotel hatte damals niemand im Traum gedacht. Oft schliefen die Jungen nachts in einem Zelt unter dem Orangenbaum, sich immer wieder gegenseitig versichernd, dass ihnen die Dunkelheit keine Angst machte. Bis sie – meist eng aneinander gekuschelt – sanft ins Land der Träume glitten.

Erinnerungen. Lang war’s her. Viel hatte sich verändert seither. Aus der Insel, die sich damals noch gegen einen zweifelhaften Ruf als »Putzfraueninsel« auflehnte, war ein bei Familien, Freundesgruppen, Paaren, Ex-Hippies und Oligarchen beliebter Urlaubs-Hotspot geworden. Moritz und er waren nach dem Abi und dem Besuch einer Hotelfachschule in Innsbruck ganz nach Mallorca gezogen, um aus dem Serena Mar das zu machen, was es jetzt war: ein angesagtes Luxushotel mit Wohlfühlambiente. Zwar hatten sie anfangs, wie alle Hotels auf Mallorca, wegen der Corona-Einschränkungen zwei schwierige Jahre überbrücken müssen, aber dann ging es wieder so rasant bergauf, dass sie kein Gästeproblem hatten, im Gegenteil. Das Serena Mar war fast immer ausgebucht. Nur die Personalfrage war etwas schwierig für die beiden Brüder. Aber Probleme, das jedenfalls war seine Lebensregel, waren dazu da, gelöst und nicht bejammert zu werden.

Ohne Eile und bewusst Ruhe ausstrahlend, ging er – freundlich »Hola, Hola, guten Morgen« nach links und rechts nickend – in die Richtung, aus der das laute, vermutlich kostspielige Geräusch gekommen war.

Klirrrrrrklirrrrrrklirrrrrr!

»Lo siento mucho!« Schuldbewusst fegte die junge Adora einen Scherbenhaufen zusammen, der vor wenigen Augenblicken noch ein hübsches Frühstücksgeschirr gewesen war. Das Tablett war ihr offensichtlich aus der Hand gerutscht.

»Soy un camello bactriano.«

Sebastian konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Wie ein Trampeltier sah diese bildhübsche Brünette nun wirklich nicht aus. Völlig zu Recht hatten ihre Eltern sie Adora genannt, die Bewunderte. Sie machte ihrem Namen alle Ehre.

»Hay cosas peores!« Er reichte ihr eine Papierserviette, mit der sie sich die Tränen aus den Augenwinkeln tupfte. »Es gibt wirklich Schlimmeres als ein paar kaputte Teller und Tassen. Achte nur darauf, dass du alle Scherben erwischst. Einige Gäste gehen nämlich auch barfuß zum Frühstück.«

Dankbar sah sie hoch.

»Muchas gracias.« Angestrengt fegte sie weiter. »In Zukunft passe ich besser auf. Ganz bestimmt.«

Sie lächelten sich an. Und auch die Gäste an den Tischen rundum lächelten. Sehr angenehm, wie der Chef mit dem Personal umging. Die freundlich-wohlige Atmosphäre, die den Aufenthalt in dieser Hotelanlage so besonders machte, endete also nicht vor den Zimmern der Angestellten.

Sebastian trat ins Freie und atmete tief durch. Der Blick über das weitläufige, hügelige, dicht bewachsene Serena-Mar-Gelände und der Duft der wild wachsenden Kräuter waren Balsam für jedes Gemüt. Die Natur, besonders im Frühling und ganz besonders hier rund um das Hotel, war einfach der allerbeste Seelenstreichler. Das hatte der liebe Gott wirklich gut hingekriegt.

Es vibrierte in seiner Jeans.

»Hola?« Er lauschte, und seine Miene verdüsterte sich. »Das hat uns gerade noch gefehlt.«

Am anderen Ende des großen Anwesens hatte sein Bruder Moritz eine ähnliche Sorgenfalte zwischen den Augenbrauen.

»Tja, sie hat es wohl selbst gerade erst erfahren. War ganz unglücklich, aber …«

Moritz wusste, dass sich Sebastian nicht so schnell aus der Ruhe bringen ließ, aber momentan fühlten sie sich beide wie in einer endlosen personellen Pleiten-, Pech- und Pannen-Serie. Vor 14 Tagen musste ein Zimmermädchen Hals über Kopf zum Festland fliegen, um dort den kranken Vater zu pflegen. Der Chefkoch, den sie einem Kollegen aus La Gomera abgeluchst hatten, zog im letzten Moment ein Sabbatical auf den Malediven vor, und heute Morgen hatte ihm ein erst vor einer Woche eingestelltes Zimmermädchen ihre überraschende Schwangerschaft gebeichtet. Eine Risiko-Schwangerschaft. Arbeiten verboten. Der Personalschwund hörte einfach nicht auf. Und last, aber leider not least stotterte das W-LAN. Gerade war der IT-Elektroniker da gewesen und hatte sich mit einem nicht gerade ermutigend gemurmelten »Jetzt müsste es eigentlich laufen« verabschiedet. In einen dreiwöchigen Urlaub, Ziel unbekannt.

Während Moritz kurz darüber nachdachte, auf welches Drama er sich wohl als Nächstes würde einstellen müssen, blinzelte Sebastian kurz in den Strahlehimmel, und seine Laune passte sich langsam an.

»Uns fällt schon eine Lösung ein, Bruderherz. Ich ruf jetzt erst mal Luis an. Vielleicht hat der eine Idee. Bis später!«

Er ließ es lange klingeln, bis sich eine verschlafene Männerstimme meldete. Sein Gesprächsteilnehmer war offensichtlich noch nicht gesprächsbereit.

»Wer stört?«

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalsausgabe
Erscheinungsjahr
2023
ISBN (eBook)
9783986906207
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (Mai)
Schlagworte
Liebesroman Urlaubsroman Sommerroman Feelgood-Roman Wohlfühlroman Mallorca-Roman Mirjam Schweigkofler Michelle Schrenk Margot S. Baumann Hanna Holmgren Karin König
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Titel: Das kleine Hotel unter Mandelblüten - oder: Küsse unter Mandelblüten